
Der Rahmen
Ja, war neulich der Kleine Weltschmerz mal wieder zu Besuch – beim Onkel Kurz. Kommt der ja in letzter Zeit seltener vorbei. Und ist auch nicht mehr so groß wie früher. Aber ab und zu schaut er halt mal rein. Und das ist gut so, sagt der Onkel Kurz. Wegen dem Wach-Bleiben. Dem Nicht-Einschlafen-beim-Bemühen.
Ja und dann nimmt sich der Onkel Kurz ein Glas roten Traubensaft. Macht es zwar nicht besser. Aber der Onkel Kurz meint, er trägt ihn dann besser, den kleinen Weltschmerz.
Und der Kevin düst erst einmal in die Küche, heiße Schokolade machen und Grießbrei. Weil der kleine Weltschmerz immer so elend aussieht. Als hätte der seit Wochen nichts mehr zu essen bekommen. Ja und dann lächelt der und sagt: „Ach Kevin, du weißt doch, mich dürstet nach ganz anderem.“ Nimmt aber trotzdem ´nen Schluck heiße Schokolade und setzt sich dann zum Onkel Kurz. Ja und dann plaudern die miteinander. So über das große Weltgeschehen. Und der Kevin hört zu.
Ist der Kevin ja Optimist – sagt die Tschackeline immer. Ja und als grenzenloser Optimist hat der Kevin dann so einen Rahmen gebastelt. In bunt. Für den Onkel Kurz. Und den in den Flur gelegt. Wo du ihn immer siehst. Ja und in den Rahmen hat der Kevin dann erst einmal eine große selbstgemalte Taube gelegt. Für den Onkel Kurz und den kleinen Weltschmerz. Und nachdem er dem Onkel Kurz alles erklärt hat, hat der noch „Gerechtigkeit für Alle“ und „Grießbrei für Alle“ reingelegt. In den Rahmen.
Ja und jetzt kümmern sich der Kevin und der Onkel Kurz eben um das, was im Rahmen liegt: Um den Weltfrieden, um Weltgerechtigkeit und was uns noch so einfällt.
Ja, sagen die Leute ja so: „Mach ich dann alles, was im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt.“ Nur meinen die, dass da nicht viel drin liegt.
Ist der Kevin ja ganz anders gestrickt. Beim Kevin liegt da ganz viel im Rahmen.
Wenn du die Tante Bäckerei-Fach-Verkäuferin morgens anlächelst, zum Beispiel, und nett mit ihr plauderst. Hast du dich schon um den Weltfrieden gekümmert. Halt im Rahmen deiner Möglichkeiten. Und so gibt es ganz viel, was du tun kannst. Dein Pausenbrötchen teilen, nicht immer das billige kaufen und dem Gier dienen. Die Leute freundlich anlächeln, im Städtchen, auch die, die da am Wegesrand sitzen. Zuhören und nicht gleich zurückschubsen, wenn einer mal schlecht gelaunt ist. Auch mal für die Tante Sorgenvoll von nebenan einkaufen gehen, wenn die krank ist. Klar, und auch auf die Straße gehen, demonstrieren. Den Schönen & Mächtigen halt mächtig auf die Nerven gehen.
Hat sich der Kevin schon immer gefragt, wie du auf so schmalen Nerven rumgehen kannst. Ist aber ´ne andere Geschichte.
Auf jeden Fall, kannst du ganz viel tun. Eigentlich den ganzen Tag lang. Hat der Kevin erst neulich den Rahmen erweitert, dass Platz für mehr ist. Geht ganz einfach. Legst du noch einen daneben. Schwubs ist der Rahmen deiner Möglichkeiten erweitert.
Ja und seitdem der Rahmen da liegt, wenn der kleine Weltschmerz vorbeikommt, steht der erst einmal vor dem Rahmen der Möglichkeiten, Tasse heiße Schokolade in der Hand, Lächeln auf den Lippen und dann geht er oft schon, ohne mit dem Onkel Kurz zu plaudern.
Denkt sich der Kevin: Wenn in allen Wohnungen so ein Rahmen liegen würde. Und die Leute ganz viel da reinlegen und sich dann darum kümmern, was in ihrem Rahmen liegt. Ja, dann könnte sich der kleine Weltschmerz irgendwann zur Ruhe setzen. Und die Tante Ruhe würde ihn dann in den Arm nehmen. Und irgendwann wär er gar nicht mehr nötig, der kleine oder große Weltschmerz.
Also, in dem Sinne, wünscht euch der Kevin viel Spaß beim Rahmenbasteln. Und immer schön erweitern, wenn er voll ist.
Ja, hat der Kevin ´ne Plauder-Blockade gehabt. Hätte ich nie gedacht, dass mir so was passiert. Passiert halt auch den Besten, hat die Tschackeline gesagt.
Ja und deswegen gab´s länger kein Kolümchen.
Hat der Onkel Kurz gesagt: „Jetzt setzt dich einfach hin und fang an zu plaudern, egal was. Das ist dann schon die halbe Miete.“
Was soll ich denn mit ´ner halben Miete anfangen, hat sich der Kevin gedacht. Gut, ´ne halbe Tasse heiße Schokolade – ist nicht viel, aber wenigstens ein Anfang. Aber ´ne halbe Miete?
Aber sagen die Leute ja so – hast du schon mal die halbe Miete.
Ja, war der Kevin im Kurzurlaub.
Hat die Tschackeline gesagt, ´nen anderen Urlaub kannst du auch gar nicht machen.
Stand der Kevin auf´m Schlauch.
Hat der Onkel Kurz geschmunzelt und gesagt: „Waren wir ja zusammen – sozusagen im Doppel-Kurz-Urlaub.“ Hat dann auch der Kevin verstanden.
Auf jeden Fall, jetzt ist der Kevin wieder zurück und jetzt gibt’s auch wieder Kolümchen.
Durfte der Kevin in den Ferien ja länger aufbleiben und mit dem Onkel Kurz zusammen Fernsehgucken. Gab´s viele Filme über Superhelden, jaaaa.
So Super-Mann und Spinnen-Mann und Katzen-Frau und so. Und James Bond, Superagent null-null-irgendwas und so weiter.
Lauter Super-Helden, die die Welt retten. Hat sich der Kevin gefragt, warum die in Hollywood so viele Filmchen über so Superhelden machen. Ob das was mit Weihnachten zu tun hat? Wurde ja auch so ein Superheld geboren, der die ganze Welt retten soll.
Weihnachtszeit – Winterzeit – Geschichtenzeit
Ist ja Winterzeit. Mag der Kevin ja gerne – Winter.
Da legt sich die Tante Natur zur Ruhe. Bis zum nächsten Tag. Die Zeit von der Tante Natur läuft ja anders als die vom Kevin. Und wenn sie dann noch ihre weiße Daunendecke aus Schnee über sich ausbreitet, damit alle gut schlafen können. Ja, dann kehrt Ruhe ein. Und dann ist Zeit, um am Feuer zu sitzen und Geschichten zu erzählen. Und klar, dass ist dann Kevin-Zeit. Plauder-Zeit.
Kamin-und-heiße-Schokoladen-Zeit.
Und dann kommt ja auch Weihnachten.
Hat der Kevin sich einen Weihnachtsbaum gestrickt - aus Togo. So zum mitnehmen, im Knopfloch. Könnt Ihr hier sehen.
Könnt Ihr Euch auch nachstricken. Zur Erinnerung an die beiden Weihnachtshelden, jaaa.
Die Geschichte kommt jetzt.
Feiern ja zu Weihnachten die christlichen Kindergärten die Geburt von ihrem Chef – oder so.Und da gibt’s ja auch so ´ne tolle Geschichte. Von der Geburt.
So mit: Es begab sich zu der Zeit…
Ja und da kommt auch ein Eselchen vor. Und ein Ochse. Hat sich der Kevin gedacht, er erzählt die Geschichte mal so aus der Eselsperspektive. Also…
Eine Nach-Freitag-Plauderei
Weihnachtsstress…
… kennt der Kevin nicht. Und macht er sich auch nicht, neee.
Stress kommt ja aus dem Englischen, sagt die Tschackeline. Und bedeutet Druck, Anspannung.
Druck macht der Kevin höchstens mit Kartoffeln – beim drucken von bunten Bildchen im Kindergarten. Und anspannen tut ja der Weihnachtsmann. Die Rentiere. Aber doch nicht der Kevin.
Ne, erst mal ´ne gute Tasse heiße Schokolade und dann ganz entspannt – also so ohne Schlitten – ins Städtchen. Zum Einkaufsbummel. Hat der Kevin heute nämlich mit dem Onkel Kurz gemacht. Der brauchte Creme fürs Gesicht. Zum pflegen. Waren wir in der Parfümerie. Hatten die aber nichts da für den Onkel Kurz. Der Onkel Kurz wollte nämlich eine Creme, die seine Falten nicht gefährdet. Hat die Tante im Laden gelacht und nur den Kopf geschüttelt. War der Kevin zuerst auch verwirrt. Holen sich die Leute doch immer Creme gegen Falten.
Hat ihm dann der Onkel Kurz aber erklärt. Hat der nämlich gesagt, dass er hart an seinen Falten gearbeitet hat. Viel gelacht und viel geweint. Sich Sorgen gemacht und gelumpt. Geschmunzelt und die Stirn in Gedanken, also in Falten, gelegt. Und das ein langes Leben lang. Und das sollen ihm die Leute auch ansehen können. Findet der Onkel Kurz.
Ist der Kevin mal wieder in sich gegangen. Kennt Ihr ja. Inneres Türchen und so. Und als der Kevin wieder draußen war hat er zum Onkel Kurz gesagt:
Find ich gut!!!! Falten sind was Ehrliches!!!!
Jaaa, kannst du den Leuten ansehen, ob und wie sie gelebt haben. Braucht sich doch niemand verstecken. Wenn Leben so seine Spuren hinterlässt, oder? Ist ja auch nix Schlimmes, wenn du alt wirst.
Wollen doch alle Leute. Immer älter werden. Aber dann will´s keiner gewesen sein. Ist doch komisch. Kommt dem Kevin irgendwie verlogen vor. Und sollst du doch nicht lügen. Sagen die Großen doch immer. Aber sich dann selber nicht dran halten.
Ne, findet der Kevin schön, dass der Onkel Kurz zu seinen Falten steht. Macht der Kevin auch, falls er mal groß wird.
Falten sind so die Orden des Lebens. Findet der Kevin. Kannst du dann voller Stolz im Gesicht tragen und zeigen: Schaut her, ich habe gelebt!
Also, dem Kevin kommt keine Anti-Falten-Creme unter den Weihnachtsbaum. Lieber ein schönes Buch mit Witzen. Zum Lachen! Oder Denk-Geschichten. Zum Grübeln. Oder ´ne gute Flasche roter Traubensaft für den Onkel Kurz – zum Lumpen. Auf dass die Falten was zum Lachen haben.
Ja, in dem Sinne wünscht Euch der Kevin eine schöne Weihnachtszeit – ohne Stress. Aber mit Falten.
Und zu Weihnachten gibt´s dann noch ´ne Geschichte. Mit Eseln und Ochsen und Stur-Sein. Aber das ist eben eine andere Geschichte. Kommt dann in drei Tagen.
Und bis dahin – schön entspannt bleiben. Und pflegt Eure Falten.
Spare in der Zeit...
… dann hast du in der Not. Hat die Oma von der Tschackeline immer gesagt. Hat der Kevin drüber nachgedacht. Find ich gut. Hat sich der Kevin erst einmal ein Sparschwein gestrickt.
Könnt Ihr hier sehen.
Ja und dann will das ja gestopft werden. Also nicht, weil der Kevin ein Loch rein gemacht hat. Neee. Weil das schön rund werden will. Eben gefüllt.
Nikolaustag
Ja, ist ja heute.
Ist ja so ein wichtiger Bischof beim katholischen Kindergarten. Soll der früher ja so immer die armen Leute beschenkt haben. Und das feiern dann die Leute heute. Hat der Kevin aber früher nicht gemocht. Kam der nämlich immer mit so ´nem dicken Buch. Und da stand dann nix gutes über den Kevin drin. Und dann hat der das auch noch vor allen Leuten ausgeplaudert. Jaaa!
War dem Kevin fürchterlich peinlich. Und der Kevin wusste auch gar nicht, woher der das wusste. Hat nur Mistrauen gesät – das dicke Buch.