Freitag, 3. Oktober 2014

Was ein schöner Shitstorm.


Ja, musst du als Kindergarten-Chefchen Adleraugen haben. Kaum guckst du mal weg entwickelt sich schon die schönste Katastrophe. Wie der Onkel Graukittel, unser Hausmeister, immer sagt.

Neulich, da hat der Justin dem Motzi versucht zu erklären, was ein „Shitstorm“ im Zwischennetz ist. Hat der dann wieder anders verstanden. Wie damals mit den Kröten.

Auf jeden Fall, hat der Kevin mitbekommen, dass der Motzi plötzlich angefangen hat, all die Hinterlassenschaften von den Hündchen in der Nachbarschaft einzusammeln. Also das, was die so hinter-sich-lassen.


Und als der Kevin das mitbekommen hat, hatte der Motzi schon den ganzen Keller vollgesammelt. Roch dann etwas streng. So hab ich das aber zum Glück überhaupt mitbekommen. Immer der Nase nach.

Und als ich den Motzi gefragt hab, wofür der das sammelt. Hat der gestrahlt und gesagt: „Projektwoche! Morgen machen wir einen Shitstorm!“

War der Kevin sprachlos. Musste ich erst mal zur Tschackeline – wegen dem englisch. Bedeutet „Scheißesturm“. Und sowas will der Motzi machen? Sieht aus wie ein schwerer Rückfall.

Ja, früher, bevor der Motzi in Kevins Kindergarten kam, hat der ja alles Un-Mögliche gemacht, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Ja, dass die Leute auf-merken und ihn dann wenigstens be-merken. Egal, wofür. Rumschubsen, Sachen kaputt machen, Leute anpöbeln. War dem egal, was. Hauptsache, ihn hat jemand bemerkt.

Machen wir bei uns im Kindergarten ja ganz anders. Zum einen bemerken wir jeden, der da ist. Weil halt jeder Bemerkenswert ist.

Und zum anderen gibt’s ja das große Bärenknuddeln bei uns, jaaaa. Wenn einer traurig oder so ist, kann der das sagen und dann nehmen ihn halt alle in den Arm. Hilft meistens. Auch beim Motzi.

Deswegen war der Kevin ja so erstaunt, dass der Motzi einen „Shitstorm“ veranstalten wollte.

Ja, aber hat der lieb gemeint. Dachte er, wenn er alle Leute, die am Kindergarten vorbeikommen, mit Hunde-Hinterlassenschaften bewirft. Dass die dann zu Besuch kommen. Auf Kevins Blöggchen. Und wir viel Verkehr dort haben.

So ist er halt, der Motzi. Immer lieb gemeint, aber oft irgendwie anders verstanden.

Hat der Kevin ihm erklärt, dass ich ja nicht nur Besuch möchte wegen der Masse. Nee, sollen Leute vorbeikommen, um zu schmunzeln, wenn sie lesen. Nicht, um rumzubrüllen.

Hat dann auch der Motzi verstanden. Nur, was jetzt machen mit dem Säcke-vollen-Keller.

Hatte die Effi mal wieder ´ne gute Idee. Wenn die ganzen Hinter-Lassen-Schafften schon eingesammelt sind, können wir die doch auch zur Mülldeponie bringen. Sind die weg von der Straße. Haben wir dann auch gemacht, der ganze Kindergarten los, mit Bollerwagen und so.

Und als wir da waren, hat der nette Onkel in orange in die Säcke gekuckt, gelacht und gesagt: „Na, das ist mal ein schöner „Shitstorm“! Ab in Container 05.“

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