Freitag, 6. Dezember 2013







 




Nikolaustag 

Ja, ist ja heute.

Ist ja so ein wichtiger Bischof beim katholischen Kindergarten. Soll der früher ja so immer die armen Leute beschenkt haben. Und das feiern dann die Leute heute. Hat der Kevin aber früher nicht gemocht. Kam der nämlich immer mit so ´nem dicken Buch. Und da stand dann nix gutes über den Kevin drin. Und dann hat der das auch noch vor allen Leuten ausgeplaudert. Jaaa!

War dem Kevin fürchterlich peinlich. Und der Kevin wusste auch gar nicht, woher der das wusste. Hat nur Mistrauen gesät – das dicke Buch.



Ja, sagen die Leute ja so – Misstrauen säen. Stellt der Kevin sich so vor: Sind so kleine Samen auf dem Feld des Vertrauens. Und die wachsen sich dann zu Katastro…, also zu so richtig schlimmen Dingen aus. So das mit dem Buch z.B.: Redet niemand offen darüber, wer das gesehen hat und wer das nicht gut findet und so. Verstecken sich die Großen dann hinterm Nikolaus und legen dem die Worte in den Mund. Oder eben in das Buch.


Und dann schaut der Kevin alle Kinder an und überlegt, wer ihn verraten hat. Und schon wächst die hässliche Pflanze des Misstrauens. Die ist so wie ´ne Schlingpflanze. Fängt ganz klein an, schlängelt sich so um die Bäumchen des Vertrauens. Und dann kriegen die keine Luft mehr. Und ersticken so ganz langsam. Kriegst du gar nicht mit. Bis es dann oft zu spät ist.


Deswegen mag der Kevin so geheime Bücher nicht. Wo du nicht weißt, wer da was reinschreibt. Sollen die Leute lieber ganz offen sagen, was sie meinen. Kannst du mit ihnen drüber plaudern. Wenn du anderer Meinung bist.


Deswegen mochte der Kevin das mit dem Nikolaus früher nicht.


Später hat der Kevin dann gelernt, dass das gar nicht der Nikolaus war, sondern ein Onkel von Nebenan. Und dass der eben von den Großen alles erzählt bekommen hat. So aus pädagogi…, also aus Erziehungsgründen. Blöd. Findet der Kevin. Das einzige, was der Kevin gelernt hat, war Angst vor alten Männern mit weißen Bärten. Konnte auch nicht das Ziel der Veranstaltung sein, oder?


Also, beim Kevin im Kindergarten machen wir das anders.


Ja, da gibt´s auch so ein großes Buch, das liegt aber ganz offen aus. Und da darf jeder reinschreiben, was er will. Muss nur unterschrieben sein, dass du weißt, wer das gesagt hat. Und dürfen natürlich nur nette Sachen drin stehen, klar.


Zum Beispiel: „Die Tschackeline ist die beste Kümmererin der Welt! Kevin.“ Oder: „Der Motzi ist der beste Dreirädchen-Schrauber wo gibt. Justin.” Oder: „Die Effi ist die liebste Aufräumerin hier! Die Tschackeline.“


Ja und wenn dann Nikolaus ist, dann verkleiden sich alle Kinder als Nikolaus – sieht der Kevin schon drollig aus, so mit weißem Bart und rotem Röckchen. Erkennt aber jeder sofort. An den fünf Organgenen Haaren, die unter der Kapuze rausschauen.


Und dann setzen sich alle Nikoläuse im Kreis zusammen, jeder ließt vor, was er in´s große Buch geschrieben oder gemalt hat (Kevin, kann ja noch nicht schreiben.). Sind wir eben für einen Tag alle Nikolaus.


Und das ist dann das Geschenk für die anderen. Dass du ihnen sagst, wie wichtig sie für dich sind.


Und nix mit Knecht Ruprecht und Rute. Oder mit Pädagog…


Nee, beim Kevin ist Nikolaus sich um einander kümmern. Deswegen gibt´s dann auch ein großes Grießbrei Essen für Alle. Und ganz viel gemeinsam lachen.


Und am Schluss werden die roten Socken rausgehängt. Ans Bettchen. Und die füllen wir dann alle für einander. Zum Freuen am Nikolausmorgen.


Und jedes Mal überlegt sich der Kevin, ob das alles nicht doch zusammenhängt.


Die roten Socken, die alten lieben Männer, die Süßigkeiten zu Nikolaus und die Weltgerechtigkeit.


Aber das ist ´ne andere Geschichte.

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