Freitag, 25. Oktober 2013










Zeit Phänomene
von Kevin Kurz

Vom Gleich, Sofort, Später und Schau´n wir mal.

Ja, ist ja schon was Eigenes – das mit der Zeit und dem Gefühl. Haben die Leute ja ganz unterschiedliche Zeit-Gefühle. Kann der Kevin ja nicht oft genug betonen.

Neulich hat ja die Tante Ursula gerufen: „Kevin, komm mal, der Gemeinschaftsraum muss dringend aufgeräumt werden.“ Hat der Kevin fröhlich gerufen: „Sofort!“ Und als er dann so zwei Stündchen später gekommen ist, war die Tante Ursula irgendwie sauer. Hat der Kevin nicht verstanden. Ist doch sofort gekommen. Hat er sich mit ´ner guten Tasse heiße Schokolade mit der Tante Ursula und den Mädels zusammengesetzt und das mal beplaudert. Und dabei ist rausgekommen, dass die unter sofort was ganz anderes verstehen als der Kevin.



Die Tante Ursula wusste gar nicht, dass sofort eine Abkürzung ist, jaaa. Für einen längeren Satz.
Sofort steht ja für:
SO, dann bin ich mal FORT und wenn ich zurück bin, mach ich das. Also schon eine Zusage – mit einer zeitlichen Unsicherheit. Und wenn´s ums Aufräumen geht, dann dauert das mit dem FORTsein halt in der Regel länger. Hat die Tante Ursula ganz schön gestaunt. Hat der Kevin dann mal so sein Zeitgefühl erklärt. Damit es keine Missverständnisse mehr gibt,

Also, gleich bedeutet im gleichen Augenblick. Also für Tante Ursula sofort. Hat dann der Kevin gelernt. Sofort hatten wir ja schon geklärt. Hängt ein wenig davon ab, was der Kevin im FORTsein noch erledigen muss.

Später ist jetzt spannend, weil zeitlich ganz unsicher. Ja, ist also eine Zusage, etwas zu machen. Kann aber auch mal ein Jahr oder so dauern – eben später, nicht gleich oder sofort. Zum Beispiel: „Kevin, kannst du bitte den Rasen mähen?“ „Ja, später.“ Und wenn´s dann in Kevins Augen notwendig ist, weil er z.B. die Tschackeline nicht mehr im Rasen findet, dann wird der sofort gemäht. Also nach ´ner guten Tasse heiße Schokolade zur Stärkung.

Und das Komplizierteste, so zeitlich gesehen und auch was die Verbindlichkeit angeht, ist „Schau´n wir mal.“ Aber eigentlich auch Selbst-Erklärend.

Also. Schaun wir mal am Beispiel Jungs und Spielzimmer aufräumen. Wenn die Aufforderung kommt, dann sagt der Kevin: Schaun wir mal! Das bedeutet, dass erst einmal das WIR, also alle Jungs, zusammenkommen müssen. Das erfordert in der Regel ein paar Gleichs und Soforts. Wenn dann alle Jungs im Zimmer stehen – das WIR also zusammen ist – dann SCHAUEN wir halt MAL. Also so rumgucken, was denn da so aufgeräumt werden soll. Und in der Regel finden wir dann heraus, dass kein Handlungsbedarf besteht. Und gehen wieder unseren Geschäften nach. Und wenn die Tschackeline dann später, was bei ihr höchstens ein viertel Stündchen bedeutet, hat der Kevin gelernt, sich beschwert, dass das Zimmer immer noch nicht aufgeräumt ist, wundert sich der Kevin. Weil wir doch geschaut haben. Hat ja keiner gesagt, dass wir das Zimmer, sofort oder später, aufräumen. Gab´s ja nur ein Schau´n wir mal.

Also, Schaun wir mal ist eher so eine höfliche Absage. Wenn der Kevin gerade keine Lust hat, das weiter zu beplaudern.

Ja, haben die Tante Ursula und die Mädels gesagt: Das musst du aber wissen!!!

Wissen die jetzt und nun gibt´s weniger Missverständnisse. Wenn z.B. der Kevin seine Grießbreischüssel wegräumen soll, dann sagt die Tante Ursula jetzt: „Wegräumen, bitte, sofort – in meinem Gefühl!“ und antwortet der Kevin: „Gleich – in meinem!“ Und dann lachen wir und alles ist klar.
Hilft also, die Gefühle, auch bei der Zeit, mal zu beplaudern. Damit Alle wissen, wo sie dran sind. Beim gleich sofort und so weiter. Aber das so weiter ist wieder ´ne andere Geschichte.


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