Freitag, 11. Oktober 2013


 

Chefchen sein ist schwer… 

…, ja, weiß der Kevin. Ist ja selber Kindergartenchef. Mit all der Verantwortung und manchmal auch diese Einsamkeit an der Spitze. 

Und deswegen beschäftigt den Kevin das mit dem Onkel Bischof da in dem katholischen Kindergarten in Limburg. Hat der mein Mitgefühl. Kennt der Kevin von früher.

Wenn die Tante Ursula mit drohender Stimme gefragt hat: „Wer war am Schokoladenkuchen?“ Hat der Kevin früher erst mal schnell die Hände hinter den Rücken gesteckt und vorbeugend, also so vorgebeugt in Erwartung eines Donnerwetters, schon mal gerufen: „Ich war´s nicht!“ Und dann kam immer diese peinliche Prozedur mit vor den Spiegel gehen und in Kevins Schokolade verschmiertes Gesicht schauen. Ja und dann hat der Kevin früher erst mal viele Ausreden erfunden. Dass der Kuchen ihn angefallen hat. Oder er einem anderen Kind („Weiß nicht mehr Wer.“) die Hand gegeben hat und wohl so die Schokolade an ihn gekommen ist. War halt nie der Kevin Schuld. Immer die Umstände. Gab trotzdem Stress.



Hat sich der Kevin also einen Vorsorge-Spiegel beschafft. Ja, so ein Kleiner, zum bei sich tragen. Dass der Kevin immer, wenn die Frage mit dem Kuchen oder so aufkam, schnell in den Spiegel schauen konnte, bevor er „Ich war´s nicht“ gerufen hat. Und schnell noch die Schokolade vom Mund wischen konnte und so. Oder schnell was erfinden, so im Sinne von: „War der Kevin, musste ich doch als Chef prüfen, ob der schmeckt.“ Oder „In meiner Verantwortung als Chef für die nachfolgenden Generationen habe ich schon mal vorsorglich einen Teil des Kuchens gegessen. Bevor er schlecht wird.“ Oder so.

War zwar besser, als „ich war´s nicht“ zu rufen. Hat sich aber trotzdem blöd an gefühlt. Und der Kevin hat sich dann immer in seine Geschichten verstrickt. Und oft haben die ihn dann auch noch eingeholt.

Ja, können die. Auch wenn Lügen kurze Beine haben – sagen die Leute ja so – können die ganz schön schnell drauf laufen und holen dich dann ein.

Und das mit in den Vorsorge-Spiegel gucken hatte auch so einen Nebeneffekt. Möchte der Kevin ja in den Spiegel gucken können. So morgens und auch generell. Und wenn dann Schokolade zurückguckt. Dann wollte der Kevin irgendwann nicht mehr so tun, als wäre da keine.

Was hat der Kevin gemacht? Ist in sich gegangen. Kennt ihr ja.

Und hat einen ganz tollen Trick gelernt. Steh zu dem, was dich im Spiegel anschaut. Dann kannst du auch immer frohen Herzens zurückgrinsen. Ist dem Kevin ja oft passiert, dass er selber gar nicht mehr wusste, wie der Kuchen in ihn rein gekommen ist. Überprüft der Kevin nun immer mal wieder mit dem Vorsorge-Spiegel. Dass er auch weiß, was er da so tut. Und dann dazu stehen. Was du tust. Das ist der Trick.

Ist auch viel entspannter seit dem. Muss der Kevin sich nichts mehr ausdenken. Oder schummeln. Oder so. Geht er einfach zur Tante Ursula und sagt: „Hat der Kevin ´nen riesen Bedürfnis auf Schokoladenkuchen! Nehm ich mir ein Stück!“ Und schon ist gut. Wissen alle, wer´s war. Und gut, kriegt der Kevin auch mal keins. Muss dann halt der Kevin mit leben.

Also, in dem Sinne, wünscht der Kevin dem Kollegen Tebartz einen schönen, kleinen Vorsorge-Spiegel. Dass er mal reinschaut, bevor er was tut und dann wieder so viel Sorgen bekommt. Deswegen heißt der ja auch so.

Und vielleicht, wenn der Onkel Tebartz dann zu dem steht, was er da sieht. Vielleicht kann er dann auch wieder ganz ruhig in den Spiegel gucken, wer weiß?



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